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Reisen trotz Corona!? - Unsere Gedanken dazu!

Die Entwicklung unserer Planung seit Januar 2020

Schon seit geraumer Zeit spukte in unserem Kopf herum ab Herbst 2020 mehr oder weniger ins Wohnmobil zu ziehen und zunächst kreuz und quer durch Europa und später dann auch durch Nordamerika zu reisen.

 

Dieser Plan stand auch noch als wir Ende Januar 2020 von unserer Winterflucht aus Spanien zurückkehrten.

Seinerzeit hatte Corona Teile Asiens bereits fest im Griff, aber hier in Europa wähnten wir uns noch weitgehend in Sicherheit.

 

Seither ist verdammt viel passiert und in Europa hat uns die Pandemie mit gleicher Wucht erwischt.

 

Von der Idee eines vereinigten, freien Europas war anfangs nicht mehr viel übrig als jede Regierung nur noch an das eigene Land dachte und Grenzen panisch geschlossen wurden, als wenn ein Virus sich durch einen Schlagbaum ernsthaft würde aufhalten lassen.

Es hagelte Reisewarnungen, der Flugverkehr kam fast zum Erliegen und selbst was vor Corona unvorstellbar gewesen war, passierte in Windeseile - die Grenzen innerhalb der EU wurden geschlossen.

 

Zwangsläufig machten sich so zwischen April und Mai bezüglich unserer Reisepläne tiefe Sorgenfalten auf unser beider Stirn breit.

Nicht nur allgemein erwies sich Corona als tickende Zeitbombe.

Auch unsere Reisepläne drohten komplett zu platzen und mit jedem Tag wurde die Zeit für Normalisierungen bis zum geplanten Start unserer Reise knapper.

Man kann das ganz klar formulieren:

Unter den Bedingungen vom Frühjahr 2020 wären unsere Reisepläne nicht umsetzbar gewesen.

Nicht einmal innerhalb Deutschlands konnte man zu dieser Zeit reisen, von Reisen ins europäische oder gar außereuropäische Ausland ganz zu schweigen.

Über Blogs/Vlogs anderer Langzeitreisender, denen wir folgen, erlebten wir am Bildschirm mit was es bedeutete in (in diesen Fällen) Griechenland oder Spanien durch Quarantänemaßnahmen zu stranden und nicht mehr zurück nach Deutschland zu können.

Weiß Gott keine schönen An- und Aussichten...

 

Irgendwann im Mai kamen dann die ersten Lockerungen, die Politiker Europas begriffen langsam, dass wir Europäer alle in einem Boot sitzen und niemandem mit Abschottung geholfen ist.

Da wir in Deutschland zum Glück bis dahin vergleichsweise glimpflich davon gekommen waren, begannen wir Corona-Patienten aus z.B. Frankreich aufzunehmen, es wurde begonnen über finanzielle Hilfen für die besonders hart von der Pandemie getroffenen Länder Europas zu diskutieren.

Hoffnung...

Ja, bei Stephie und mir keimte Hoffnung auf - Hoffnung für die Idee von Europa und vorsichtige Hoffnung für unsere Reisepläne.

Na ja, "vorsichtig" deshalb, weil Corona auch im Mai längst nicht im Griff war; weil die Lockerungen in ganz kleinen Schritten kamen und zunächst nur Deutschland, teilweise sogar nur Teile Deutschlands, betrafen.

In das eine Bundesland durfte man wieder (ein)reisen, in das nächste nur als Besitzer einer Ferienwohnung dort; in einem Bundesland durften die Stellplätze wieder vollumfänglich Gäste aufnehmen, im nächsten Bundesland nur unter strengen Auflagen.

Es war eine Phase, in der eigentlich niemand so recht wusste was man wo in Deutschland darf und was nicht.

 

An Reisen ins Ausland freilich war im Mai 2020 noch überhaupt nicht zu denken und so blieb uns nichts anderes übrig als unseren geplanten dreiwöchigen Wohnmobil-Trip in die Niederlande Ende Mai/Anfang Juni in die Tonne zu drücken.

 

Klarer konnte uns zu dem Zeitpunkt nicht vor Augen geführt werden, dass unsere großen Reisepläne für die Zeit ab Herbst in Gefahr waren.

 

Aufgrund der zunehmenden Lockerungen in Deutschland planten wir vorsichtig einen dreiwöchigen Trip ins nahe Weserbergland als Alternative zu den Niederlanden. Wochenlang stand das alles unter Vorbehalt - zu unklar war was wieder offen haben, was wieder erlaubt sein könnte.

Schlussendlich konnten wir uns dann aber mit als Erste auf die erste kleine Camper-Reise zu Corona-Zeiten machen - für gut 3 Wochen bereisten wir das Weserbergland unter diesen besonderen Bedingungen.

Und diese Erfahrung war gewiss der Schlüssel für neue Zuversicht...

 

Ja, manches gestaltete sich schwierig unter den besonderen Corona-Bedingungen... 

Das eine Museum war noch geschlossen, das nächste zwar offen, aber unter deutlicher Einschränkung des Angebots zum gleichen Preis (alle halbwegs interaktiven (und damit besonders interessanten) Angebote waren z.B. abgesperrt), das übernächste Museum ließ uns wegen schwammiger Angaben bezüglich der neuen Öffnungszeiten auf der Homepage real vor Ort vor verschlossenen Türen stehen und wieder ein anderes Museum hatte ein perfektes Konzept für den Museumsbesuch zu Corona-Zeiten ausgearbeitet oder fairer Weise die Preise angepasst.

Auf dem einen Campingplatz wurde darauf geachtet die vorgeschriebene Belegung von nur 50 oder 60 % einzuhalten, auf dem nächsten regierte offenkundig die Geldgier und wurde der Platz wieder zu 100 % eng belegt. Auf dem einen Campingplatz waren Duschen und WC geöffnet, auf dem nächsten nur die WCs und auf dem dritten weder Duschen noch WCs.

Diese Aufzählung ließe sich mit weiteren Beispielen fortsetzen - ganz schön chaotisch mitunter das Ganze...

Unterm Strich aber hatten wir trotz dieser Beschränkungen und trotz dieses Chaos eine schöne Zeit und deshalb hat uns diese Reise ins Weserbergland neue Zuversicht für unsere Reisepläne ab Herbst gegeben.

Eigentlich war (spätestens) mit unserer Rückkehr vom Weserbergland-Trip klar, dass wir im Herbst aufbrechen werden, wenn die Regelungen dies wieder erlauben sollten.

Hurra!

Im Laufe des Juni wurden die Grenzen innerhalb Europas zumindest weitgehend wieder geöffnet und damit die grundsätzliche Möglichkeit überhaupt auf unsere Reise gehen zu dürfen geschaffen.

Ab diesem Zeitpunkt stand für uns fest, dass wir Ende August aufbrechen würden!

Stephie hat ihren Job gekündigt und wir (na, zeitbedingt insbesondere ich) haben uns in die Vorbereitungen gestürzt.

Reiseführer wurden gewälzt, Happy Cow (ihr wisst schon, die App für vegane/vegetarische Gastronomie) durchstöbert, Stellplatz-Apps durchforstet, durchdiskutiert was wir vor der großen Reise noch ergänzend für unser Wohnmobil und das Reisen brauchen und und und...

 

Corona blieb und bleibt wie ein dunkler Schatten hinter uns, aber die Vorfreude überwog und überwiegt!

Ja, seit Mitte Juni sind wir endgültig reif und bereit für den Aufbruch zu neuen Horizonten; bereit für das Glücksgefühl von Freiheit, Abenteuer und Bereicherung von Kopf und Herz in neuen Ecken der Welt...

Unsere Gedanken zu Corona & Reisen nach unserer Entscheidung

Die Entscheidung ist also gefallen - wir werden auf unsere große Reise gehen!

 

Aber...

Aber darf man auf Weltreise gehen, während eine Pandemie die Welt weiterhin ein Stück weit im Griff hat!?

Aber darf man einfach so in dem Camper steigen und Open End los in die Freiheit düsen, wenn eine Pandemie die Grenzen von Freiheit gerade neu auslotet!?

Wie kontrovers diese Fragestellung ist, wie verlogen, manipulativ und hysterisch der Umgang mit dem Thema Reisen zu Corona-Zeiten ist, veranschaulicht die folgende Anekdote:

 

Wer mich kennt, weiß dass ich Lichtjahre entfernt davon bin irgendwelche Sympathien für "besorgte Bürger" oder "Wut-Bürger" zu empfinden!

Und doch kann ich seit der Corona-Krise die Skepsis gegenüber den etablierten Medien ein klein wenig verstehen.

Immer wieder einmal musste ich in den letzten Monaten den Kopf schütteln über die arg reißerische, manipulative Berichterstattung in seriösen, eigentlich von mir geschätzten, Medien (sei es "Der Spiegel", die "taz" oder die öffentlich-rechtlichen TV-Sender).

 

Worauf ich hinaus will, zeigt folgendes Beispiel von vor wenigen Tagen:

 

Die Braunschweiger Zeitung bewarb einen Artikel auf Facebook mit folgender Headline:

"MALLORCA-URLAUB: FAMILIE BRINGT CORONA NACH COTTBUS - QUARANTÄNE FÜR ALLE!"

 

Denkt eine Sekunde nach, seid ehrlich... - was war eure erste Interpretation dieser Headline!??

Ich vermute mal, dass viele aus dieser Schlagzeile lesen, dass ganz Cottbus nun wegen einer urlaubenden Familie in Quarantäne muss, oder!?

Natürlich... - im Artikel selbst steht dann später, dass tatsächlich lediglich die betroffenen 4 Familienmitglieder in Quarantäne mussten und sonst niemand. Im Artikel steht dann später auch, dass die Infektionszahlen auf Mallorca zum betroffenen Zeitraum sogar vergleichsweise niedrig waren.

Jedoch... - die Aufmerksamkeitsspanne ist in unserer schnelllebigen Zeit heutzutage erschreckend gering - die Schlagzeile ist für viele Menschen die Information, die sie aufsaugen, der eigentliche Zeitungsartikel ist hingegen fast schon so etwas wie das Kleingedruckte unter einem Vertrag - liest niemand akribisch durch.

 

Was so eine reißerische Schlagzeile konkret beim Einzelnen bewirken kann, wie sehr sie die Diskussion vergiften kann, offenbarte ausgerechnet ein politischer, sprich grüner, Weggefährte von mir, der genau diesen Artikel mit folgenden krassen Worten teilte (ich zitiere!):

"Wer andere Menschen durch so einen Unsinn wie Urlaub in Zeiten einer Pandemie fahrlässig in Gefahr bringt, müsste ohne Ausnahme direkt für ein halbes Jahr in den Bau (das Gefängnis).

Diese Individuen sind in jeder Hinsicht schwer integrierbar und beratungsresistent. Ich könnte kotzen bei so einem gedankenlosen Pack!"

Ich könnte ehrlich gesagt auch kotzen... - allerdings angesichts dieser dümmlichen Verallgemeinerung, die zudem auf einer üblen Medien-Meinungsmache basiert!

Also... - ran ans Abwägen; Gefühle und Fakten auf den Tisch!

Um beim eben zitierten Kommentar meines ehemaligen Partei-Freundes zu bleiben:

- Gefährden wir Andere fahrlässig (oder gar billigend in Kauf nehmend)!?

- Gehören wir für ein halbes Jahr in den Knast!?

- Sind wir schwer integrierbar und beratungsresistent!?

- Sind wir gedankenloses Pack!?

 

Zum Einstieg noch einmal die Ausgangslage:

Wir haben uns entschieden trotz Corona-Pandemie ab Ende August auf Langzeitreise zu gehen.

In den Medien und den Sozialen Netzwerken wird das Reisen, insbesondere ins Ausland, dieser Tage oft kritisch gesehen oder besser gesagt oftmals als egoistischer, rücksichtsloser Luxus und Gefährdung von sich selbst und anderen gegeißelt.

 

1) Ist das Reisen ins Ausland aktuell wirklich eine besondere Gefahr!?

 

Vorab - man kann Zahlen immer unterschiedlich auslegen, ich weiß...

 

Gerade heute stand in einem Artikel des "Stern", dass Auslandsreisende bei Rückkehr ihren Zwangs-Corona-Test gefälligst aus eigener Tasche bezahlen sollten, denn schließlich würden sie sich unvernünftiger verhalten als diejenigen, die sich vernünftiger und rücksichtsvoller Weise für eine Reise in Deutschland entschieden haben. Es wäre geradezu sozial ungerecht, wenn die vernünftigen Deutschland-Reisenden für die unvernünftigen Auslands-Reisenden mit bezahlen müssten.

 

Zur Pflicht wird der Corona-Test vorerst (primär aus Kapazitätsgründen) nur für Reise-Rückkehrer aus als Risiko-Region eingestuften Ländern, aber längst gibt es viele Stimmen, die empfehlen oder fordern, dass Rückkehrer aus dem Ausland generell zwangsweise einen Corona-Test machen müssten.

 

Aber geben die Zahlen das her oder ist das einmal mehr nur eine diffuse Mischung aus dem Versuch der Aufrechterhaltung der Wachsamkeit in der Bevölkerung und reiner Symbolpolitik!?

 

Ich habe mir mal die Mühe gemacht und für einige Länder die aktuellen Fallzahlen aus der Woche vom 20. bis 28. Juli 2020 recherchiert (diese Woche ist a) passend, weil es die Woche ist, in der dieser Blog-Beitrag entsteht und b) weil genau in dieser Woche das mit dem Finger auf Reisende Zeigen in besonderem Maße in Mode kam):

 

 

LAND ZAHL DER NEUINFEKTIONEN IM SCHNITT PROZENTSATZ DER NEUINFEKTIONEN UMGERECHNET AUF DIE EINWOHNERZAHL
Portugal 216 0,000021
Italien 248  
Schweden 160  
Deutschland 557 0,0000067

Schauen wir uns zunächst die Zahlen links an.

In der besagten Woche gab es in unserem Haupt-Reiseziel für diesen Winter -Portugal- im Schnitt täglich 216 Neu-Erkrankte.

In Italien, das für uns hier ja so etwas wie das Schreckens-Szenario schlechthin ist und das deshalb auch aktuell noch von vielen gemieden wird, waren es auch nur 248 Neu-Erkrankte im Schnitt.

In Schweden, das für viele ja ob seines Verzichts auf allzu viele rigorose Verbote ein Negativ-Beispiel des Umgangs mit der Pandemie darstellt und das vor allem auch aktuell noch als Risiko-Land eingestuft ist, liegt die Zahl sogar nur bei 160.

Tja, und hier bei uns in Deutschland!? Dort also wo laut Presse und Politik die Vernunfts-Menschen Urlaub machen... - wir hatten in den besagten letzten 7 Tagen im Schnitt 557 Neu-Erkrankungen!

 

Mal ganz banal ausgedrückt: 

Wenn ich durch Portugal reise, laufe ich sozusagen Gefahr täglich 216 Neu-Erkrankten zu begegnen, wenn ich durch Deutschland reise drohe ich 557 Neu-Erkrankten zu begegnen.

Wenn ich dann noch bedenke, dass ich im dünn besiedelten Portugal oft durch Landstriche reise, in denen ich kaum einem Menschen begegne, während es im arg überbevölkerten Deutschland solch fast menschenleere, dünn besiedelte Regionen gar nicht mehr gibt, dann komme ich ehrlich gesagt zu dem Schluss, dass ich mich in Portugal mindestens so sicher fühlen kann wie in Deutschland!

 

Ja ja, ich weiß... - prozentual gesehen sind 216 Fälle auf 10 Millionen Einwohner in Portugal aber ein höherer Prozentsatz als 557 Fälle auf 83 Millionen Einwohner in Deutschland.

Die Zahlen rechts in der Tabelle drücken das aus - Portugal hat prozentual gesehen eine Null weniger hinter dem Komma - nur vier anstatt fünf Nullen.

Aber mal ehrlich... - welche Zahl ist relevanter!?? - Für uns eindeutig die tatsächliche Zahl!

 

Beim Thema Reisen ist das Umrechnen der Fallzahlen auf die Bevölkerungszahl Unsinn.

An einem Beispiel möchte ich euch das verdeutlichen:

Grönland ist 24mal (!) so groß wie Portugal und hat gleichzeitig auf dieser riesigen Fläche nur gerade einmal 56.367 Einwohner (im Gegensatz zu den 10 Millionen in Portugal).

Wer durch Grönland reist, begegnet im Zweifelsfall tagelang keiner Menschenseele.

Aktuell hat Grönland 0 Corona-Fälle, aber Anfang Juli gab es mal einen Fall.

Nehmen wir mal diesen einen Fall als Grundlage... - ein Neu-Erkrankter auf 56.367 Einwohner, das ergibt für Grönland einen Prozentwert von 0,000018.

Ihr ahnt schon worauf ich hinaus will!? - Grönland hatte an dem Tag also mit einem einzigen Neu-Erkrankten einen fast identischen Prozentwert wie Portugal mit 216 Neu-Erkrankten (0,000018 zu 0,000021)!

Niemand würde wegen dieses Prozentwertes ernsthaft auf den Gedanken kommen, dass er im riesigen Grönland tatsächlich identisch stark gefährdet ist wie in Portugal, oder!??

 

Warum bitte wird dann im Umkehrschluss trotzdem so getan als wenn es aufgrund des rein prozentual etwas besseren Wertes viel vernünftiger und sicherer wäre in Deutschland Urlaub zu machen als in eben beispielsweise Portugal!?

 

Das ist Unsinn!

Für mich ist es deshalb verlogen, wenn Politik und Medien dieser Tage so tun als wäre es per se riskanter ins Ausland zu reisen als wenn ich durch Deutschland reise!

Nein! - Die Zahlen geben es nicht her, dass eine Reise durch beispielsweise Portugal gefährlicher ist als eine Reise durch Deutschland!

 

Und wenn ich mir die Bilder vom überfüllten Strand in Timmendorfer Strand anschaue, dann fand ich die Bilder vom Strand auf Mallorca zur gleichen Zeit fast harmlos!

 

Und damit sind wir schon beim zweiten Punkt unserer Gedanken...

2) Ist eine Pauschalverurteilung von Reisenden nicht unfair? Ist nicht vielmehr die Art zu Reisen von Bedeutung?

Weil es für diese Fragestellung wichtig ist, möchten wir vorweg schicken, dass wir schon immer einen Unterschied zwischen URLAUB und REISEN gemacht haben.

Und unsere Art die Welt zu entdecken gehört für uns ganz klar in die Kategorie Reisen.

 

Das obige Bild veranschaulicht das eigentlich schon ganz gut - wir wollen in die Natur, in den Wald, in die Berge (und auch mal ans Meer - aber weit lieber an die Steilküste als an den gepflegten Hotelstrand); wir wollen Wandern, Fahrradfahren, aufs Surfbrett, auf eine Burg und ins Museum und wir wollen uns dabei Zeit lassen, alles in Ruhe erleben und fotografieren/filmen können.

 

Party-Tourismus - Bierseligkeit - Pauschalurlaub - All-inclusive-Angebote - Kreuzfahrten - überlaufende touristische Hotspots - Ansammlungen von Deutschen - extra auf Deutsche zugeschnittene Infrastruktur (Stichwort "Biergarten" oder "Hier - Bundesliga Live") - überfüllte Campingplätze mit Animationsprogramm und haufenweise deutschen Dauercampern - die Hotelanlage kaum verlassen - den ganzen Tag abhängen an Pool und Bar u.s.w. - all das ist für uns das kalte Grausen!

 

Oder in Bildern gesprochen - mit uns bitte nie, niemals das hier:

Das war schon vor Corona so und das ist auch jetzt zu Corona-Zeiten so.

 

Insofern können wir es sogar selbstverständlich nachvollziehen, wenn im Sommer 2020 Bilder von Party-Exzessen am Ballermann oder an der Goldküste in Bulgarien verurteilt werden.

Nur... - wir Zwei fanden das schon immer erbärmlich und sind davon überzeugt, dass die Menschen, die das im Corona-Sommer 2020 durchziehen sich auch daheim in Deutschland nicht davon abhalten lassen sich ganz ähnlich unkultiviert und rücksichtslos zu verhalten.

Diese Menschen sind im Urlaub und in der Heimat ein Problem und sie sind (zum Glück!) eine Minderheit.

Wir können doch nicht so tun als wenn diese Menschen nur im Ausland ein Problem sind!?!

Nur weil sich eine Minderheit Deutsche im Urlaub im Ausland rücksichtslos verhält, kann ich doch nicht allen reisenden Deutschen pauschal unterstellen rücksichtslos zu sein!?!

Wenn wir Ende August aufbrechen, dann werden wir egal wo wir sind den einsamen Stellplatz mitten in der Natur oder auf einem Bauernhof oder bei einem Winzer suchen.

Wir werden egal wo wir sind touristische Hauptattraktionen, Menschenmassen und Partyzonen meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Wir werden egal wo wir sind in der Natur sein, dort die Einsamkeit (respektive Zweisamkeit) suchen und uns ruhig, respektvoll und die Natur schützend verhalten.

Wir werden, wie daheim, zwischendurch auch mal ein Stück Alltag leben - d.h. wir werden mal in den Supermarkt gehen, anstatt im oder hinter dem Haus halt im oder vor dem Wohnmobil sitzen und lesen, spielen, TV schauen.

Wir werden egal wo wir sind uns an die dortigen Regeln und Corona-Maßnahmen halten.

 

Mit anderen Worten... - wir werden uns im Ausland exakt so wie daheim in Deutschland verhalten und wir werden unterm Strich auch genau die Dinge tun, die wir auch in Deutschland in Alltag und Freizeit so tun!

 

Last but not least... - wenn man dann noch bedenkt, dass wir in den ersten Monaten durch Länder (Frankreich, Spanien, Portugal) reisen werden, die am Anfang der Pandemie große Probleme hatten und deshalb zum Teil weit strengere Lockdown-Regeln hatten und haben als wir... - ja, da könnte man glatt zu dem Schluss kommen, dass wir mit einem identischen Verhalten und Leben wie in Deutschland dort sogar fast einen Tick sicherer sein werden...

Zusammengefasst: Fuck you!

 

Mit unserer Art zu Reisen verhalten wir uns nicht rücksichtslos und gehen kein erhöhtes Risiko ein - weder für Andere noch für uns selbst!

3) Verhalte ich mich nicht rücksichtslos gegenüber den Menschen im Reiseland!?

 

Ein gern gegen Auslandsreisen z.B. in den Süden Europas angeführtes Argument lautet:

"Und dann kommt die zweite Welle und du fällst dem ohnehin chronisch überforderten Gesundheitswesen dort zusätzlich zur Last und nimmst vielleicht Einheimischen einen Intensivplatz weg!"

 

Nun ja, da muss ich erst mal tief Luft holen...

Erst einmal ist es ja so, dass wir natürlich hoffen uns den Virus nicht einzufangen.

Wie eben festgestellt setzen wir uns mit unserer Art zu reisen keinem größeren Risiko aus

als wenn wir daheim wären.

Wenn man sich in diesem Sinne an alle Regeln hält, dann ist das Risiko Gott sei Dank gering sich anzustecken - egal wo auf der Welt man gerade ist.

Und selbst wenn wir uns anstecken sollten, dann würden wir aufgrund von Alter, keiner Vorerkrankungen u.s.w. nicht zur Risiko-Gruppe gehören und mutmaßlich keinen Intensivplatz benötigen (Ja, ich weiß - vereinzelt trifft es auch jüngere Menschen ohne Vorerkrankungen schwer, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es halt nie und wir sprechen halt von Ausnahmen!).

 

Es ist also reichlich unwahrscheinlich, dass wir uns und Andere anstecken; selbst wenn es uns doch erwischen würde, würden wir wahrscheinlich einfach zwei Wochen in häusliche Quarantäne im Wohnmobil gehen können und niemandem im Ausland einen raren Intensivplatz wegnehmen.

So lange wir uns an alle Regeln halten, werden wir keine Gefahr für die Menschen in Frankreich, Spanien und Portugal darstellen und ihnen nichts wegnehmen!

 

Wir sehen es eher ganz im Gegenteil... - in Spanien und Portugal sind unfassbar viele Menschen vom Faktor Tourismus abhängig. Schlussendlich hängen sogar beide Volkswirtschaften ab von florierendem Tourismus.

 

Spanien und Portugal sind ohnehin wirtschaftlich härter durch Corona getroffen als Deutschland, Spanien und Portugal werden ohnehin auf Gelder aus der EU angewiesen sein.

In Spanien hat der Tourismus einen Anteil von fast 15 % am Bruttoinlandsprodukt, In Portugal sind es sogar fast 18 %.

Zum Vergleich: In Deutschland sind es nicht einmal 4 %.

Und zur Verdeutlichung noch einmal plastisch: Fast jeder fünfte Euro in Portugal resultiert also aus dem Tourismus.

 

Wir haben ja eine Weile auf Fuerteventura gelebt und wissen wie sehr die Menschen dort vom Tourismus abhängig sind, ein Freund aus der damaligen Zeit dort hat auf der Insel eine Surf-Schule, ein Freund unseres Nachbarn hier (Gruß an Dieter an der Stelle!) hat auf Teneriffa eine Tauch-Schule - dadurch bekommen wir sozusagen aus erster Hand gespiegelt wie sehr die Menschen dort auf die Rückkehr von Touristen hoffen.

 

Mit unserer Art zu reisen, werden wir den Menschen und den Volkswirtschaften in Spanien und Portugal in unserem bescheidenen Rahmen eher helfen als schaden!

Also, bitte versteht uns nicht falsch - Wir treten nicht als großkotzige Deutsche auf, denen man dankbar fürs Geldausgeben sein muss! Wir hassen solch eine Attitüde!

Nein, was wir meinen - wir werden vor Ort gerne auf Wochenmärkten örtliche Erzeugnisse kaufen; wir werden nicht irgendwo in einer internationalen Hotelkette unser tägliches Essen bekommen, sondern werden auf Entdeckungstour gehen und kleine lokale Cafés und Restaurants mit vegetarischem und veganem Angebot besuchen; wir werden in abgelegenen Gegenden jenseits der Touristenströme unterwegs sein und dort Geld für Museen u.s.w. ausgeben.

 

Unterm Strich sind wir überzeugt, dass wir auch mit dem Blick auf die Menschen in den von uns bereisten Ländern guten Gewissens auf die Reise gehen können!

Wir stellen keine Gefahr dar, nehmen niemandem etwas weg und helfen vielleicht sogar minimal bei der wirtschaftlichen Genesung!

 

Ich weiß, es klingt ein wenig pathetisch, aber es ist halt so... - wir fühlen uns schon immer als Weltbürger, weit eher als Europäer denn als Deutsche und in diesem Sinne gibt es uns sogar ein gutes Gefühl gerade auch in diesen Zeiten die wirtschaftlich stärker betroffenen Länder zu unterstützen und den Menschen dort zu begegnen...

Gemeinsamkeit und Zusammenhalt ist für uns nicht auf die engen Grenzen Deutschlands begrenzt...

4) Und trotzdem... - reisen wir wirklich frei von Sorgen in diesen Zeiten!?

 

Quatsch - wir sind ja nicht komplett ignorant - natürlich gibt es auch Sorgen beim Gedanken an die Reise...

Ich schrieb ja vorhin schon an anderer Stelle, dass Corona ein dunkler Schatten hinter uns ist; oder anders formuliert, dass da immer im Nacken oder Hinterkopf aus dem Schatten eine Hand zu drohen kommt, die uns aufhalten oder hinab reißen könnte...

 

Um beim obigen Bild zu bleiben... - eine Hand, die uns in den Abgrund Corona-Erkrankung ziehen könnte, macht uns keine Angst; eine Hand, die uns aufhalten könnte, hingegen schon!

 

So wie die Situation hier und jetzt Ende Juli ist, sind wir weiterhin guter Dinge; auch wenn Zahlen und Medien seit wenigen Tagen das Herannahen einer zweiten Welle androhen.

Das Frühjahr hat uns aber auch gelehrt, dass sich ohne Impfstoff die Situation, das Leben und der Alltag radikal von Jetzt auf Gleich verändern können.

 

Man kann in diesen Tagen natürlich auch langfristig planen, aber man muss sicherlich stets darauf vorbereitet sein, dass einem die Situation einen gehörigen Strich durch die Planung machen könnte.

Gewissheit gibt es nicht einmal für die kurzfristige Zukunft...

 

An dieser Stelle will ich deshalb auch gar nicht zu weit in die Zukunft blicken, sondern versuchen nur an, sagen wir mal, die nächsten 7 Monate bis zum Frühjahr zu denken...

 

Diese 7 Monate möchten wir in Frankreich und Portugal verbringen.

 

Wir möchten:

- dem typischen, tristen Winterwetter Deutschlands entfliehen

- mehr oder weniger jeden Tag in der Natur verbringen (egal ob per Wanderung, Radtour, Picknick im Grünen, mit dem SUP 

  auf dem Wasser oder einfach dadurch, dass wir mit unserem Wohnmobil irgendwo naturnah stehen)

- die Kultur beider Länder erfahren, in dem wir uns Burgen, Schlösser und Museen anschauen; lokale Leckereien, Cafés und

  Restaurants entdecken

- einfach runter kommen, entspannt unterwegs sein und uns frei fühlen.

 

Sollte sich die Corona-Situation drastisch verschlechtern, dann steht vieles davon zur Disposition - keine Frage.

 

Dem Wetter ist Corona egal - besseres Wetter als hier in Deutschland dürften wir selbst dann haben.

 

Aber schon die Zeit in der Natur könnte sich in Teilen schwieriger gestalten, etwa wenn man nicht mehr ans Meer darf oder weit schlimmer der Bewegungsradius wieder extrem eingeschränkt werden würde (in Spanien und Frankreich etwa durfte man im Frühjahr phasenweise ja zeitweise nur für ganz kurze Zeit am Tag überhaupt aus dem Haus und sich teilweise nur 1 km von daheim entfernen).

 

Mit der Kultur wäre es im schlechtesten Fall quasi komplett vorbei, wenn Museen etc. wieder schließen müssten.

 

Und wenn all das eintreten würde, ja, dann würde das schöne Wetter auch nicht mehr viel nutzen, dann wäre es auch mit dem Runterkommen, der Entspannung und Freiheit vorbei.

 

Diese Sorge begleitet uns jetzt in den Wochen vor Beginn der Reise und wird uns mutmaßlich auf unbestimmte Zeit auch während der Reise begleiten.

Schön ist das nicht...

 

Aber das Leben ist zu kurz!

Es hat keinen Sinn sich von möglichen Unwägbarkeiten verrückt machen zu lassen, sich vor lauter Angst lieber zu verkriechen! - Das gilt selbst für so eine besondere Situation wie nun die Corona-Pandemie.

Das hier ist keine Lösung:

Wir haben vorstehend ausführlich erläutert, dass wir aus guten Gründen mit gutem Gewissen gegenüber unseren Mitmenschen auf die Reise gehen und wir gleichzeitig das Risiko für uns selbst ebenfalls gering einschätzen.

 

Unser Reise-Risiko ist also primär die nicht auszuschließende Gefahr, dass wir unsere Zelte vorzeitig abbrechen müssen falls Corona wieder mit aller Ur-Gewalt zuschlägt.

 

Und dieses Risiko nehmen wir gerne in Kauf, auch wenn es natürlich schöner wäre ohne... Ohne diese Sorge, ohne Maskenpflicht, ohne kontinuierliches Checken der aktuellen Zahlen und Schutzmaßnahmen u.s.w....

 

Als unser Sohn geboren wurde, haben wir seinerzeit in der Geburtsanzeige geschrieben: "Jetzt verpassen wir zu Dritt der Welt unseren Anstrich!"

Diese Geisteshaltung haben wir nie aufgegeben - was auch kommen mag... - wir werden immer versuchen die Gegebenheiten so weit es geht nach unseren Vorstellungen zu formen und nicht umgekehrt uns sklavisch den Gegebenheiten zu unterwerfen...

 

Es ist Zeit für Aufbruch! Ohne schlechtes Gewissen! Auch wenn er ein Stück weit mehr als sonst ins Ungewisse führt...

Und ihr Alle da draußen!?... - Versucht euch an die Maßnahmen zu halten, bleibt gesund und last but not least: fallt nicht in Panik, bleibt weltoffen und objektiv! 

(alle nicht von uns gemachten Fotos und Animationen sind der Seite pixabay.com entnommen - als lizenzfreie Creative Commons CC0)

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Kommentare: 2
  • #1

    Christina (Mittwoch, 05 August 2020 16:56)

    Recht habt ihr. Ich wünsche Euch eine gute Reise und eine gesunde Heimkehr.

  • #2

    Dany (Sonntag, 30 August 2020 15:50)

    Sehr schöner Beitrag und auf den Punkt gebracht. Genießt es und gute Reise